Ball werfen – eine gefährliche Sache!

Warum kann das Ball spielen mit dem Hund so außerordentlich bedenklich sein?

Zunächst muss man sich die Entwicklung (Ontogenese) der Hunde genauer betrachten. In den unterschiedlichen Entwicklungsphasen kann das unkontrollierte Ballwerfen für den Hund schneller negative Verhaltensweisen aufzeigen. Je sensibler die Phase des Hundes ist, desto gravierender wird die Reaktion des Hundes auf den Ball sein, insbesondere bei bestimmten Hunderassen. 

Also gehen wir zunächst auf die Entwicklung des Hundes ein.

Diese wird als Ontogenese (Entwicklung des Individuums von der Eizelle bis zum Tod) genannt.

Die individuelle Entwicklung ist von verschiedenen Faktoren abhängig und ist ein Zusammenspiel aus der genetischen Grundlagen des Hundes und dem physikalischen, ökologischen und sozialen Umfeld.

Das erste Jahr

Die erste Sozialphase beginnt ab dem 22. Tag und endet rassenbedingt um den 84. Tag. Am Anfang öffnen sich die Gehörgänge des Welpen, er nimmt die Umwelt wahr, er verarbeitet visuelle und auditive Signale. Die Artgenossenprägung findet statt.

In der juvenilen Phase des Hunde von etwa der 12. Woche bis zu 1 bis 2 Jahren(endet mit der sexuellen Reife, (Bein heben des Rüden, 1. Läufigkeit der Hündin) macht der Hund Erfahrung, die er dann als Langzeitverhalten zeigt, wie beispielsweise das Verhalten gegenüber anderer Hunden, der Umwelt usw.

Erfolge sind in dieser Zeit für den Hund sehr wichtig. Insgesamt wird diese Zeit als 2. Prägungsphase/ Sozialisierungsphase bezeichnet.

Junghundephase

Die Phase mündet in die Adoleszenz, die Junghundephase des Hundes. Das Gehirn wird umstrukturiert, in dieser Zeit zeigt sich der Hund als sehr vergesslich und weist anderseits eine hohe Lernbereitschaft auf. Allerdings, dass, was der Hund als Welpe bereits gelernt hat, scheint nicht mehr vorhanden zu sein.

Der Spiegel der Sexualhormone steigt an. Somatotropin (STH) und Thyroxin wird ausgeschüttet. Diese Ausschüttung führt beim Hund zum Längenwachstum, sichtbar wird ein schlaksiger Gang, das Herz-Kreislauf-System wird gefordert. Der Umbau des Gehirns beginnt, die Amygdala wird ihrer Aufgabe entzogen und die Großhirnrinde übernimmt diese. Die Handlungen werden überlegter.

Während der Pubertät spielen neben der Umorganisation im Gehirn auch Hormone, Neurotransmitter und andere Botenstoffe eine wichtige Rolle. 

Bei derzeitiger Studienlage geht man bisher davon aus, dass die Schwankungen der Stresshormone ein erhöhtes Aggressionsverhalten in der Pubertät hervorruft, insbesondere Schwankungen des Cortisols. 

Die Hormone stehen untereinander in Wechselwirkung und gehören unterschiedlichen Regelkreisen an.

Serontin ist grundsätzlich ein Hormon, welches die Stimmung aufhellt. Es senkt Aggression und die Stressanfälligkeit. Kommt es jedoch zu starken Schwankungen im Serotinspiegel, was jedoch das Aggressionsverhalten des Hundes fördert.

Katecholamine

Zu den Katecholaminen gehören Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin.

Dopamin ist ein Hormon, welches Erfolgserleben des Hundes festigt. Der Hund ist in seiner Umbauphase vom Welpen zum erwachsenen Hund auf der Suche nach diesem „Kick“.  Wenn Dopamin ausgeschüttet wird, kommt es auch zur Ausschüttung von Noradrenalin, das sogenannte Kampfhormon. 

Zu diesem Regelkreis gehört auch Adrenalin, das Fluchthormon.

Geschlechtshormone der Hündin sind Östrogen und Progesteron. Beim Rüden wird Testosteron produziert. Der Spiegel des Cortisons im Blut ist höher als als in der Welpenalter oder als im Erwachsenenalter des Hundes. 

Wenn in dieser Phase der Hund unkontrolliert stetig einem Ball hinterher jagt, der Hund einer bestimmten Rasse angehört (beispielsweise Treibhunde oder Terrier), ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser Hund ein Suchtverhalten zeigt.

In dieser Zeit sollte der Hund keine vorantreibenden Aktivitäten haben, sondern hier steht die Erziehung und das Spielen mit dem Hund (mit und ohne Objekt) im Vordergrund. 

Der erwachsende Hunde

Die Adoleszenz ist je nach der Rasse des Hundes nach 1 bis 2 Jahren abgeschlossen. Die Nervenzellen bleiben plastisch, so dass ein Veränderung von Verhalten auch bei einem erwachsenen Hund möglich ist.

Das Beutefangverhalten

Um verstehen zu können, warum das Ball werfen nicht das Klügste ist, was man machen kann, gehe ich auf das Beutefangverhalten des Hundes ein.

Das Fangen der Beute verläuft in einem Schema:   

Suchen/ Orten  Fixieren  Anschleichen/ Hetzen 

Zupacken Festhalten Töten

Biologisch ist das Rückkoppeln der Kette nicht sinnvoll, also nicht vorgesehen. Nur am Anfang ist es für einen kleinen Moment möglich, die Kette als Hundebesitzer zu durchbrechen. Wenn der Hund etwas ortet oder in der Phase der Fixierung seiner Beute, ist die Kette noch zu unterbrechen, spätestens beim Hetzen ist der Hund nahezu nicht mehr abrufbar.

Das Beutefangverhalten ist in den Hunderassen unterschiedlich veranlagt worden. Herdenschutzhunde sind nicht für die Jagd gezüchtet, während Schutzhunde prädestiniert sind, das Beutefangverhalten in allen Qualitäten zu zeigen.

Hunde, die genetisch gezüchtet wurden, alle oder fast alle Aspekte des Beutefangverhaltens zu zeigen, sind gefährdet, durch stetiges unkontrolliertes Ball werfen, ein Sucht zu entwickeln. Hier besteht sogar die Gefahr, dass sie eine andere Beute jagen als den Ball. Diese Hunde können als Beute Fahrradfahrer/ Innen, Kinder, also, alles, was sich bewegt, als Beute sehen und diese entsprechend ihrer Genetik zu:   

Suchen/ Orten  Fixieren  Anschleichen/ Hetzen 

Zupacken Festhalten Töten.

Fazit:

Ball werfen und die Auswirkungen

  1. Erlebt der Hund unkontrolliertes Hinterherrennen in einer sensiblen Phase seiner Entwicklung und gehört er einer entsprechenden Rasse an, richtet man als Hundebesitzer/ In großen Schaden an.
  2. Beim Ball werfen und dem unkontrollierten Nachlaufen des Hundes werden die Sequenzen das Suchen und Orten, das Fixieren, das Anschleichen und Hetzen und schließlich das Zupacken aus dem Beute-Fang- Verhalten eines Hundes provoziert!
  3. Das Beutefangverhalten kann sich auf alles, was bewegt richten, folglich werden alle Menschen, die sich bewegen attackiert.
  4. Das Jagen des Balles führt außerdem beim Hund zur Ausschüttung von Dopamin, ein selbstbelohnendes Hormon, welches den Hund den Erfolg seines Verhaltens deutlich spüren lässt. Wenn der Hund ständig die Ausschüttung von Dopamin erlebt, wird er auf diese Weise zu einem süchtigem Hund. Also, sorgen der Hundehalter :innen für die Unterhaltung einer Sucht ihrer Hunde.
  5. Da das Hormon Noradrenalin ebenfalls mit dem Hormon Dopamin ausgeschüttet wird, lernt der Hund sehr nachhaltig! Es lohnt sich also, aus seiner Sicht, den Ball zu packen, was das Suchtpotenzial nochmal erhöht. Die Sucht wird gefestigt.

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